
„Inside Llewyn Davis“: Eine unterschätzte Coen-Ballade
Der Film „Inside Llewyn Davis“ der Brüder Coen ist erneut im Verleih erhältlich und zählt zu ihren am meisten unterschätzten Werken. Unverständlicherweise steht dieser melancholische Film im Schatten der anderen Coen-Filme, was völlig ungerechtfertigt ist. Statt der gewohnten Genre-Experimente und humorvollen Elemente wählen die Coens einen introspektiven Ansatz, der eine der lyrischsten Erzählungen ihrer Karriere schafft.
Die Hauptfigur, ein bärtiger Folk-Musiker, streift durch die Städte Amerikas der späten 1950er und frühen 1960er Jahre, auf der Suche nach Anerkennung und Ruhm. Doch das Schicksal stellt ihm immer wieder Hindernisse in den Weg, während am Horizont eine neue musikalische Ikone, der junge Bob Dylan, auftaucht.
Im Zentrum von „Llewyn Davis“ steht weniger die Handlung als die bedrückende Atmosphäre von Traurigkeit und einem geduldigen Leben. Die Coens zeichnen ein warmes Bild der amerikanischen Musikszene und stellen unbequeme Fragen zur Schicksalsgestaltung: Liegt das Unglück des Protagonisten in seinem Charakter oder in einer blinden, metaphysischen Kraft?
„Inside Llewyn Davis“ ist eine meditative Film-Ballade, in der Tragödie und Komödie eng beieinanderliegen. Diese kleine, minimalistische Coen-Zeichnung ist eine Hommage an eine Ära, die den Folk-Rock wiederbelebte und die Musik zeitgemäß machte.