"Oh, Kanada!": Schraders berührende Elegie über Erinnerungen - kinobomb

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„Oh, Kanada!“: Schraders berührende Elegie über Erinnerungen

Wir haben „Oh, Kanada!“ gesehen – eine hartnäckige Elegie von Paul Schrader über das stockende Atmen der Erinnerung. Die Geschichte dreht sich um den fiktiven großartigen Dokumentarfilmer Leonard Fife, der an Krebs leidet und beschließt, seinen beiden „Oscar-prämierten“ Schülern ein letztes Interview zu geben. An seiner Seite ist seine geliebte Frau, die ständig betont, dass Leonards Erzählung seiner Lebensgeschichte voller Lücken und Ungereimtheiten ist – bedingt durch die Medikamente, die nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Verstand zerstören.

Schrader, der kürzlich seine Trilogie über „Männer im Raum“ abgeschlossen hat, greift zu sentimentaleren Themen, die oft von Künstlern am Ende ihrer Karriere behandelt werden. Die Fragen, die im Film aufgeworfen werden, berühren nicht nur die Regiekunst, sondern auch filmwissenschaftliche Ambitionen. Das Interview mit Leonard zeigt, dass Dokumentarfilme, die stets den kreativen Potenzialen ihrer Schöpfer unterworfen sind, narrative Wahrheiten liefern, die ebenso unzuverlässig sind wie die Erinnerungen eines gebrechlichen alten Mannes.

Sowohl Leonard als auch seine Schüler, die seine Perspektive vertreten, fungieren als unzuverlässige Erzähler, was sowohl bei den Charakteren als auch bei den Zuschauern Emotionen weckt. Die Erzählung erreicht jedoch nicht das Niveau von Schraders Regiekunst – vielmehr gleicht sie einer Seifenoper, und oft verlieren wir, wie Leonard selbst, den Überblick über seine Beziehungen. Trotz der Unzulänglichkeiten und des assoziativen Schnitts, der Vergangenheit und Gegenwart vermischt, gelingt es dem Film, das Publikum zu berühren. Sollte dies Schraders letzter Film sein, verdient er es, gebührend verabschiedet zu werden.

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